ligeti zentrum: „2001: A Space Odyssey“ ist ein Sci-Fi-Kultklassiker, den jede:r einmal auf der großen Leinwand gesehen haben muss. Warum?
Yaltah Mildenberger: Stanley Kubrick hat mit „2001: A Space Odyssey“ ein visuelles Meisterwerk geschaffen, das mit seiner Vision von Künstlicher Intelligenz, technologischem Fortschritt und der Frage nach der Zukunft der Menschheit heute aktueller denn je zu sein scheint und erst im Kino seine ganze Wirkung entfaltet. Die monumentalen Bilder, die spektakulären Kamerafahrten und die minutiöse Klanggestaltung – vom Aufgang der Sonne, über die Schwerelosigkeit, bis zur Stille des Weltraums – entfalten auf der großen Leinwand eine immersive Kraft, der man sich nicht entziehen kann.
ligeti zentrum: Es gibt Filme, die wir schon mehrfach gesehen haben. Dabei sind die Geschichten rund um die Entstehung von Werken oft gleichermaßen spannend. Worauf können sich Zuschauer:innen freuen, die „2001: A Space Odyssey“ bereits kennen?
Yaltah Mildenberger: Auch wer „2001: A Space Odyssey“ schon mehrfach gesehen hat, soll den Film mit mehr Hintergrundwissen nicht nur visuell, sondern auch akustisch noch einmal neu erleben. Kubrick setzte die Musik nicht als Begleitung, sondern als eigenständige Erzählstimme ein. Die berühmten Klänge von Strauss und Ligeti strukturieren den Film wie eine sinfonische Komposition, verleihen den Bildern Rhythmus, Atem und Bedeutung. In unserer Einführung wird es daher auch um diese außergewöhnliche Verbindung von Ton und Bild gehen – um die Frage, wie Musik hier Dialoge ersetzt, Emotion lenkt und das Schwerelose hörbar macht.
ligeti zentrum: Ein großer Teil der im Film verwendeten Musik stammt von György Ligeti. Was macht die Symbiose zwischen einem Regisseur wie Stanley Kubrick und einem Komponisten wie Ligeti so besonders?
Yaltah Mildenberger: Besonders faszinierend finde ich in diesem Kontext, wie sehr György Ligeti und Stanley Kubrick einander in ihrem künstlerischen Geist ähnelten. Beide waren radikale Erneuerer – Perfektionisten, die nicht einfach Geschichten oder Musik erzählen wollten, sondern neue Formen des Denkens und Wahrnehmens schufen. Ligeti experimentierte mit Klangflächen, in denen sich Zeit aufzulösen scheint, während Kubrick filmische Räume erschuf, die über das Erzählen hinausgehen. Dass ihre Werke in „2001: A Space Odyssey“ auf so organische Weise ineinandergreifen, wirkt fast zwangsläufig – und das, obwohl sich beide zum Zeitpunkt der Filmarbeiten nicht persönlich kannten. Zwei Visionäre, die unabhängig voneinander dasselbe suchten: das Unbekannte jenseits des Bekannten.
ligeti zentrum: In Vorbereitung auf die Filmvorstellung wird auch ein Skandal beleuchtet. Kannst du uns schon ein bisschen mehr verraten?
Yaltah Mildenberger: Nur so viel: Hinter der scheinbar vollkommenen Harmonie, die Bild und Musik in „2001: A Space Odyssey“ suggerieren, verbirgt sich eine Geschichte, die alles andere als reibungslos war. Was heute als genialer Schulterschluss zweier Ausnahmekünstler gilt, sorgte damals für Irritationen – und führte zu einer Auseinandersetzung, die Fragen nach künstlerischer Freiheit und Urheberschaft aufwarf. In der Einführung werfen wir auch einen Blick auf dieses Spannungsfeld.
„2001: A Space Odyssey“ ist am 15. November 2025 um 18 Uhr im Metropolis Kino im Planet Harburg zu sehen. Der Abend startet mit einer thematischen Einführung von Christoph Dobbitsch (HfMT Hamburg) und Yaltah Mildenberger (Artistic Research Lab), bevor der Film in englischer Originalfassung und mit deutschen Untertiteln abgespielt wird. Die Veranstaltung entstand durch eine Kooperation zwischen der Kinemathek Hamburg, des ligeti zentrums und der HfMT Hamburg. Tickets sind regulär für 9 Euro und ermäßigt für 6 Euro online oder an der Abendkasse erhältlich. Das Metropolis Kino im Planet Harburg ist über den Eingang Großer Schippsee erreichbar.